MICHAEL SCHEBESTA: BUSINESS CHARTS

BILDER VON SIEGEN UND NIEDERLAGEN.

Fremdkapital, 2014.

In der Rauminstallation "Fremdkapital" trifft Moderne auf Tradition. Ein ehrwürdig holzgetäfeltes Konferenzzimmer (früher sagte man noch so) aus den End-60er Jahren wird jäh durchdrungen von goldmattierter Balkengrafik, von der nicht klar ist, ob sie den Raum zerstört oder schmückt. Den vielleicht eindeutigsten Hinweis auf etwaige Aggression des optisch zunächst nur massiv erscheinenden Fremdkapitals liefert die mit ihm versperrte Tür: Es erlaubt weder ein Hereinkommen, noch ein Herausgehen. Der tradierte Weg ist verschlossen, die Ahnen sehen dabei zu und werden ebenfalls vom Fremdkapital geschnitten. Das zeitgerecht technisch minimalistische Telefon als (nach der nun versperrten Tür) symbolisch letzte Option des Hilferufs wird mit dem zu erwartenden nächsten Balken, dem dann fünften, ebenso verschluckt werden wie das darüber hängende Bild eines späteren Unternehmenslenkers.

Besonderen Reiz erfährt die Installation durch die realistische Abbildung zweier anachronistischen, stark kontrastierenden Welten: dem teppichbodenbelegtem Muff eines heute antiquiert wirkenden Unternehmens, fiktiv zwar, aber dennoch prototypisch für viele (u.U. auch eigene Erinnerungen), und der technischen Glätte und architektonischen Kälte des ihn schier rücksichtslos, die Konventionen durchdringenden Körpers. Ausgerechnet er (der Körper) oder sie (die Rücksichtslosigkeit) verleiht dem bis dato beschaulichen Raum wieder exakt die Aktualität, die ihm für die Zukunft fehlte. Man hätte ihn sicher bald abgerissen.

 

 

 

 

Bild oben: Verschlossene Tür und bedrohtes Telefon (Wählscheibentelefon der damaligen Deutschen Bundespost, Fernmeldeamt)

Bild links: Einblick in die Szene von rechts

 

Detailansicht:
Objektdurchdringungen

 


Diverse Materialien, ca. 1200 x 400 x 400 cm (B, H, T)

 


 

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